Die Therapie richtet sich stets nach den mit dem Kind und seinen Bezugspersonen vereinbarten Therapiezielen. Wie in der Befundung kommen auch hier wieder mehrere Säulen zum Einsatz, welche je nach Alter und Diagnose des Kindes den Therapieprozess tragen:
Das Üben der zu verbessernden Fertigkeit kann mit verschiedenen Strategien erleichtert werden. Eine Fertigkeit ist eine Alltagshandlung wie zum Beispiel Schreiben, Schneiden mit der Schere, Knoten binden. Ergotherapeutinnen sind Profis im Analysieren von Fertigkeiten und können schnell erkennen, wo das Problem liegt und dementsprechend unterstützen.
Manchmal kann es hilfreich sein, die Fähigkeiten zu trainieren, die das Kind braucht, um die Fertigkeit zu lernen. Hier handelt es sich um Körperfunktionen wie Koordination, Kraftdosierung, Gleichgewicht, Konzentration. Hierfür kommen verschiedene Therapieschaukeln, Seile, Gleichgewichtsparcours, Klettergelegenheiten, Bälle, Stifte, Murmeln, Wackelstifte, Bohnenbäder, Knete, Cremes, Spiele, Puzzles und vieles mehr zum Einsatz.
Die Therapie ist immer spielerisch und motivierend. Besonders bei jungen Kindern ist das Spiel ein wichtiges Therapiemedium und so kann es schon einmal vorkommen, dass die Ergotherapie für Außenstehende wie "nur spielen" aussieht. Das Spiel ist für Kinder ein zentraler Entwicklungsbaustein und benötigt sämtliche Fähigkeiten und Fertigkeiten, die seinem Entwicklungsalter entsprechen. Das Spiel ist also harte Arbeit und macht schlau!
Ein überwiegendes Ziel der Ergotherapie ist es, durch das Möglichmachen von Erfolgserlebnissen das Selbstbewußtsein des Kindes zu stärken. Das Kind wird von der Ergotherapeutin so viel wie nötig, aber so wenig wie möglich unterstützt, um eine Herausorderung zu schaffen, indem das Kind einfühlsam angeleitet und hingeführt wird.
Eine weitere Säule ist die Umfeldanpassung. Mit verschiedensten Hilfsmitteln und Veränderungen der Umwelt, in der das Kind lebt, kann das Erreichen des Therapieziels unterstützt werden. Mit verschiedenen Stiften, Griffhalterungen, Unterlagen und Sitzpositionen kann beispielsweise das Schreiben erleichtert werden.
Einen großen Stellenwert, besonders bei jungen Kindern, hat die Elternbegleitung.
Ich versuche möglichst bei jeder Therapieeinheit die Eltern aktiv oder passiv miteinzubeziehen. Damit das in der Therapie Gelernte auch nach Hause übertragen werden kann, ist die Kooperation mit den Bezugspersonen sehr wichtig. Die Anwesenheit eines Elternteils während der Therapie erleichtert das Austauschen von Inhalten und das Verständnis für die Anforderungen an das Kind und ist grundsätzlich sehr erwünscht. Je nach Therapieziel kann es natürlich auch durchaus Sinn machen, die Eltern bewusst aus dem Therapieraum zu schicken.
Zusätzlich bewährt sich zumindest ein ausführliches Elterngespräch pro Therapieblock ohne Anwesenheit des Kindes als wichtig und wertvoll. Die Eltern haben hierbei die Möglichkeit, Fragen zu stellen und mehr über ihr Kind mit all seinen Stärken und Schwächen aus ergotherapeutischer Sicht zu erfahren. Ein weiteres Ziel dieses Gesprächs ist es, die Eltern im Umgang mit ihrem Kind zu stärken und Anregungen zu geben, wie sie ihr Kind zu Hause unterstützen können.
Damit die Umsetzung des Therapieziels nicht nur im geschützten Rahmen klappt, sondern auch im Alltag, fördern Hausübungsthemen, welche die Ergotherapeutin von Stunde zu Stunde individuell an das Kind anpasst, das Gelingen. Außerdem brauchen bestimmte Fertigkeiten und Bewegungsabläufe unzählige Wiederholungen, damit sie vom Gehirn automatisiert werden können. Das ist vergleichbar mit dem Erlernen eines Instruments, bei dem der Erfolg mit Üben schneller und anhaltender eintritt als ohne.
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